Burnout-Phase: Rückzug in fortgeschrittener Burnout Phase

yippy
von yippy
2 min
21.11.2023 00:00:00

Burnout-Phase: Rückzug in fortgeschrittener Burnout Phase

Wenn Anforderungen im beruflichen oder privaten Umfeld steigen, werden auch zeitliche Ressourcen stärker beansprucht. Das bringt Betroffene in eine zweischneidige Situation. Einerseits sind konkrete Aufgaben zu erfüllen, andererseits ist vordergründig keine Möglichkeit vorhanden, diesen Anforderungen ohne erheblichen Mehraufwand an Zeit gerecht zu werden.

Um sich die augenscheinlich notwendige zusätzliche Zeit zu verschaffen, werden Entspannungs- und Erholungsaktivitäten zurückgefahren. Familie, Freizeit, Kultur und Hobbys kosten Zeit und werden aus dem Leben eines Burnout gefährdeten Menschen gestrichen. Tatsächlich wirken diese Dinge plötzlich als Stressfaktor, sind störend und „fressen" wertvolle Zeit. Als folgerichtige Konsequenz werden diese Aktivitäten weitestgehend eingestellt.

Selbst Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken und Schlafen erhalten ein ganz anderes Gewicht: Sie werden zur lästigen Pflicht, die so schnell wie möglich erledigt werden sollten. Diese Entwicklung ist fatal denn sie begünstigt Schlafstörungen, Verdauungsprobleme und Konzentrationsschwäche, die als Frühwarnzeichen eines drohenden Burnouts einzustufen sind.

Der eingeschränkte soziale Kontakt verändert die Beziehungen, die Betroffene zu Kollegen, Familie und Freunden pflegen. Schuldgefühle stellen sich ein, denn die Balance zwischen Beruf und privat, zwischen Anspannung und Entspannung wird immer unausgeglichener. Im Grunde weiß jeder Betroffene, dass die Menschen im persönlichen und privaten Umfeld es nur gut meinen, wenn sie mehr Zeit für Freizeitbeschäftigung oder Familie fordern. Schon bald erleben Betroffene dieses Verhalten als mangelndes Verständnis. Hat der vom Burnout-Syndrom betroffene Mensch gar den Eindruck, dass sein überhöhter, aufopfernder Einsatz nicht gewürdigt wird und die erwartete Anerkennung dafür ausbleibt, zieht er sich aktiv und konsequent zurück.

Reaktionsmöglichkeiten auf Rückzugsverhalten

Auf einen laufenden Rückzug des unter Burnout Leidenden bleiben den Betroffenen nur wenige Möglichkeiten der Reaktion. Die meist gewählte Option ist, die Bemühungen weiter zu intensivieren, um die gesteckten Ziele zu erreichen. Notfalls arbeitet die Person noch mehr und lehnt jede Unterstützung von anderen ab. Die leichten Erschöpfungszustände prägen sich dadurch immer weiter aus.

Die nächste Möglichkeit wäre, das gesteckte Ziel aufzugeben und sich neu zu orientieren. Das ist für die meisten Betroffenen undenkbar, denn sie haben bereits viel Zeit investiert. Um nicht das Gesicht zu verlieren oder sich selber als Versager zu erleben, scheidet deshalb in den meisten Fällen dieser Weg aus.

Der dritte Weg wäre, eine Auszeit zu nehmen um sich umfassend zu erholen. Auch diese Reaktionsmöglichkeit ist für die allermeisten Burnout-Betroffenen keine echte Alternative. Sie fühlen sich inzwischen unentbehrlich und haben unter Umständen sogar Sorge, dass sie in ihrer Abwesenheit ersetzt werden.

Berufliches Engagement schlägt in Existenzkampf um

Die soziale Isolation, der übersteigerte Arbeitseinsatz und das völlige negieren zwingend erforderlicher Erholungsphasen bringt den Betroffenen in eine missliche Lage. Aus dem einst enthusiastischen, beruflichen Engagement, ist ein Kampf um die Existenz des eigenen Egos geworden. Zwar ist dem Betroffenen klar, dass sein Verhalten Leistungsfähigkeit und Konzentrationsfähigkeit minimieren, doch ein Aufgeben wird nicht in Betracht gezogen. Die Situation entwickelt sich zum kräftezehrenden Ringkampf, in dem taktisch auf Zeit gespielt wird. Deshalb verändert sich das Verhalten gegenüber Kunden, Klienten, Patienten und Familie.

Die Personen werden längst nicht mehr so positiv beurteilt wie früher und es findet zusätzlich ein Rückzug auf emotionaler Ebene statt. Der Betroffene denkt negativ bis abschätzig über die Menschen, die ihm bislang wichtig waren. Auch verändert sich seine Haltung zur eigenen Arbeit. Eine innere Distanz sorgt dafür, dass der Arbeitsplatz als feindliche Umgebung betrachtet wird. In diesem Umfeld ist eine aufopferungsvolle Pflichterfüllung keine Option, sondern der Betroffene beginnt einzelne Bereiche seiner Arbeit zu vernachlässigen. Der Rückzug findet also auf zwei Ebenen statt: auf emotionaler und auf sachlicher Ebene.

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